Meine Philosophie

Energie folgt der Aufmerksamkeit

Wir bekommen was wir verstärken. Und zwar auch, wenn es nicht bewusst geschieht. Wenn wir unseren Fokus verändern, und das Positive verstärken, kommen wir unseren Zielen Schritt für Schritt näher. Das gilt für mich nicht nur in Bezug auf das Leben mit Hund. Was ich in diesem Kontext jedoch meine, möchte ich dir anhand zweier Beispiele erklären.

Ein sehr vereinfacht dargestelltes Beispiel:

Du hast das Gefühl dein Hund nimmt dich beim gemeinsamen Spaziergang gar nicht wahr. Er scheint für dich mit seiner gesamten Aufmerksamkeit überall anders zu sein als bei dir. Du kannst nicht in Ruhe telefonieren, weil du ständig schauen musst wo dein Hund ist, wenn er frei läuft oder weil er dich an gespannter Leine hinter sich herzieht. Du fühlst dich frustriert.
Eine Frage: Bist du mit der Aufmerksamkeit bei deinem Hund, wenn du beim gemeinsamen Spaziergang telefonierst? Vielleicht hat dein Hund in der Vergangenheit viele Signale gezeigt und du hast sie nicht wahrgenommen. Vielleicht zeigt er sie auch nach wie vor seltener und kürzer, aber du reagierst nicht. Das kann ein ganz kurzer Blick zu dir sein oder auch ein kurz nach hinten gerichtetes Ohr. Verhalten, dass nicht zielführend ist bzw. das angestrebte Bedürfnis befriedigt, wird irgendwann eingestellt. Das ist beim Hund nicht anders als beim Menschen. Wenn wir mit der Aufmerksamkeit beim gemeinsamen Spaziergang ganz beim Hund sind und jedes noch so kleine Signal wahrnehmen und positiv verstärken, wird der Hund diese wieder öfter zeigen.

Ein anderes etwas subtileres persönliches Beispiel:

Einer meiner Hunde hat Schwierigkeiten mit Hundebegegnungen entwickelt. Diese sind für ihn aus verschieden Gründen sehr herausfordernd und bedrohlich. Ich habe mittels positiver Verstärkung versucht ihn zu unterstützen. Mit dem Ziel, dass sich seine Emotionen zu anderen Hunden von bedrohlich langsam wieder zu positiveren Emotionen verändern. Es führte zu einer mäßigen Verbesserung trotz Kleinschrittigkeit und einem langen Zeitraum. Ich verstand nicht wieso, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass ich in diesen Situationen so konzentriert war seine Signale zu lesen und genau in den richtigen Momenten positiv zu verstärken, dass ich den jeweiligen Hund unterbewusst ebenfalls als Herausforderung wahrgenommen habe. Ich war vor lauter Konzentration unbemerkt angespannter. Hunde nehmen unsere Emotionen genauso wahr wie Mikroanspannungen in unserem Körper. Seither freue ich mich über fast jeden Hund und beobachte offen die Situation. Wenn ich merke, dass es nicht so ist, entscheide ich mich meistens noch mehr Distanz zu schaffen und wir beide haben große Fortschritte gemacht.

Rollentausch

Ich finde es sehr hilfreich sich immer wieder vorzustellen, ob sich ein Rollentausch in der jeweiligen Situation gut anfühlt. Wir sind im Zusammenleben mit unseren Hunden die Fürsorgepflichtigen und unsere Hunde die Fürsorgebedürftigen wie in einer Eltern-Kind-Beziehung. Wir und auch unsere Hunde sind hochsoziale Lebewesen und das Bindungskonstrukt ist annähernd gleich. In für uns schwierigen Situationen suchen wir zuallererst soziale Unterstützung und Sicherheit bei unseren Bezugspersonen - unsere Hunde genauso. Aber auch positive Erlebnisse oder persönliche Erfolge teilen wir alle gerne. Auch hier möchte ich anhand von einem Beispiel in Form einer kleinen Geschichte veranschaulichen, worum es mir geht.

Stell dir vor du gehst mit deiner besten Freundin wandern. Du freust dich schon darauf, weil du gerne wandern gehst und die Gegend erkundest. Außerdem triffst du dabei häufig zufällig Menschen, die du kennst und gerne magst, und lernst auch manchmal neue nette Leute kennen. Besonders gerne teilst du das mit dir nahestehenden Personen wie deiner besten Freundin.

Ihr geht los und nach kurzer Zeit entdeckst du eine Blume, die dir gefällt. Du bleibst stehen, weil du sie dir genauer ansehen möchtest. Deine Freundin packt dich an der Hand und zieht dich weiter. Du entdeckst ständig neue spannende Pflanzen, Insekten, Pilze, Wildtiere und schöne Aussichtspunkte, aber ehe du dir etwas genauer ansehen kannst, zieht dich deine Freundin weiter. Du verstehst ihr Verhalten nicht, aber nimmst es erstmal hin, weil du sie sehr gerne hast.

Ihr trefft zufällig einen Freund von dir, den du schon länger nicht mehr gesehen hast und du möchtest ihn begrüßen. Aber deine Freundin zieht dich gleich wieder vehement weiter. Du drehst dich nochmals um, schaust zu deinem Freund zurück und stolperst dabei über deine eigenen Füße. Das bringt dich kurz aus dem Gleichgewicht. Deine Freundin zieht dich aber weiter und in dem Moment des Stolperns ist dieses Ziehen an deinem Arm sogar ein bisschen schmerzhaft. Du fragst deine Freundin wieso sie so in Eile ist, aber sie gibt dir keine Antwort. Deine positive Stimmung schwindet mehr und mehr, aber du hoffst auf Besserung.

Ihr trefft einen ehemaligen Arbeitskollegen deiner Freundin und bleibt stehen, da deine Freundin ihn begrüßen möchte. Du kennst ihn nicht. Deine Freundin beginnt mit ihm ein Gespräch ohne euch einander vorzustellen und beachtet dich nicht mehr. Du stehst neben ihr und wartest. Deiner Freundin scheint das Gespräch wichtig zu sein, also nimmst du dich zurück. Da dich die beiden nicht in ihr Gespräch einbinden, wird dir langweilig und du siehst dich um. Vielleicht entdeckst du ja etwas spannendes mit dem du dich beschäftigen kannst, während sich die beiden unterhalten. Du siehst einen Busch mit gelben Blüten, die du nicht kennst und möchtest ihn dir genauer ansehen. Du drehst dich um, um dort hinzugehen. Deine Freundin hält dich zurück und sagt dir, dass du hier bleiben sollst. Bevor du ihr noch sagen kannst, was du vor hattest, ist sie wieder im Gespräch mit ihrem Bekannten. Du bist etwas genervt, wartest und hoffst darauf, dass ihr bald weitergeht. Die Unterhaltung deiner Freundin scheint jedoch länger zu dauern und du würdest dich gerne hinsetzten, während du auf sie wartest. Aber der Weg ist steinig und wohl eher unangenehm um sich hinzusetzten. Etwas weiter weg siehst du in der Wiese einen Baum, der auch Schatten spendet. Mittlerweile ist es doch schon heiß geworden. Du gehst los um dort auf deine Freundin zu warten. Sie hält dich erneut zurück und sagt dir, dass du warten sollst. Bevor du noch fragen kannst wie lange es noch dauert oder ihr mitteilen, dass du eh nur da drüben unter dem Baum auf sie wartest, wendet sie sich wieder ihrem Bekannten zu. Du bist frustriert, aber wartest. Du setzt dich zwischendurch sogar kurz auf den steinigen Boden, stehst aber gleich wieder auf, weil es echt unangenehm pickst. Deiner Freundin fällt das nicht mal auf. Als sie sich endlich von ihrem Bekannten verabschiedet und ihr weitergeht, fühlst du dich erleichtert.

Ihr macht Rast an einem schönen Aussichtspunkt. Da du keine Jause zur Stärkung dabei hast und deine Freundin ihre, auch auf Nachfrage, nicht mit dir teilen möchte, schaust du dich in der Gegend etwas um. Da deine Freundin gerade isst, hält sie dich diesmal nicht zurück. Du beobachtest Schmetterlinge, entdeckst verschiedene Blumen und findest einen schönen Stein. Deine Stimmung hebt sich wieder und du gehst zu deiner Freundin und zeigst ihr voller Stolz den schönen Stein, den du gefunden hast. Deine Freundin ist gerade mit Essen fertig und packt zusammen für den Rückweg. Sie wirft einen kurzen Blick auf den Stein, sagt, dass es da aber noch viel schönere gäbe und geht los. Du bist enttäuscht und schaust deiner Freundin hinterher. Sie ruft dir zu, dass du endlich kommen sollst und du beeilst dich ihr nachzufolgen.

Auch am Rückweg zieht dich deine Freundin jedes mal weiter, wenn du dir etwas ansehen möchtest. Irgendwann schaust du nur noch nach vorne und läufst mit deiner Freundin mit. Zuhause angekommen bist du frustriert und traurig. Es hätte doch ein schönes spannendes gemeinsames Abenteuer sein können.

Würdest du das genau so bis zum Ende mitmachen? Wohl eher nicht, vermute ich. Du würdest wohl mit deiner besten Freundin auch so schnell nicht wieder wandern gehen wollen und vielleicht auch die Freundschaft in Frage stellen. Schließlich hat sie alle deine Bedürfnisse ignoriert und nur ihre eigenen befriedigt, sich nicht für deine Geduld mit ihr bedankt und sich rücksichtslos verhalten.

So oder so ähnlich laufen viele Spaziergänge von unseren Hunden ab, nur dass wir auch noch bestimmen wann, wohin wie lange und mit wem. Und hier handelt es sich um einige wichtige Grundbedürfnisse unserer Hunde. Wenn auf so einem Spaziergang auch noch Angst vor bestimmten Reizen eine Rolle spielt, und der Hund diesen Reizen ohne Unterstützung ausgesetzt wird, kann er in große Not kommen. Angst ist eine Emotion und kein Verhalten! Wie würdest du dich fühlen, wenn du große Angst hast und deine wichtigste Bezugsperson dich einfach weiterzieht oder dich gar schimpft und sagt, dass du da durch musst? Mir ist es sehr wichtig Bewusstsein dafür zu schaffen, dass ohne erfüllte Bedürfnisse, der Stresspegel steigt und sozialer Stress ist der größte Stress für unsere Hunde. Genauso wie bei uns Menschen auch. Daraus kann Verhalten entstehen, das für uns als problematisch wahrgenommen wird.

Sich öfter in die Lage unserer Hunde zu versetzen finde ich essenziell um sie besser zu verstehen!

Akzeptanz & Geduld

Zeigt unser Hund problematisches und gegebenenfalls gefährliches Verhalten, stellt dies verständlicherweise für uns eine große Belastung dar. Für unseren Hund ist der Leidensdruck selten geringer. Das ist abhängig vom Verhalten. Wenn er sich beispielsweise in Aas wälzt oder Hasen hinterherjagt ist das normales Verhalten von Hunden und für sie unglaublich toll, auch wenn es für uns doof ist. Wenn er aber beispielsweise bei Hundebegegnungen bellend in die Leine springt, dabei mit seinem ganzen Körper aber nach hinten gerichtet ist und nicht mehr ansprechbar ist oder Menschen anknurrt, wenn sie ihm zu nahe kommen, ist sein Leidensdruck mit hoher Wahrscheinlichkeit größer als unserer. Bei letzteren Beispielen steckt das Bedürfnis nach Distanz dahinter und kann verschiedene Ursachen haben: schlechte Erfahrungen, Trauma, Schmerzen und einiges mehr. Verhalten hat immer einen guten Grund und dient der Befriedigung von Bedürfnissen - das kann ich gar nicht oft genug erwähnen!

Wenn wir das verstehen und das was im Hier und Jetzt ist akzeptieren, können wir gelassener damit umgehen. Wir können unseren Hunden Schritt für Schritt wieder Sicherheit geben, indem wir ihnen helfen selbst wieder gelassener damit umgehen zu können und Alternativverhalten zu zeigen, welches für uns nicht als problematisch wahrgenommen wird und die Selbstwirksamkeit des Hundes genauso stärkt. Das braucht Zeit und vor allem unsere Geduld. Unter Druck kann ich mich nicht entspannen, oder? Unsere Hunde auch nicht. Fehlendes Wissen und Überforderung von uns Menschen führen leider häufig zu übergriffigem Verhalten und Gewalt. Aber auch die Anforderungen an uns in dieser Welt spielen hier eine Rolle. Wir alle machen Fehler. Fehler können Chancen sein. Chancen zu lernen. Zu Lernen was dahinter steckt und wie wir einen liebevolleren Umgang mit unseren Hunden und uns selbst entwickeln und pflegen können. Dabei ist Geduld, auch mit uns selbst, eine gute Begleitung.

Eine ressourcenorientierte Perspektive

Das Leben ist so viel leichter, wenn wir unseren Blick auf die Dinge richten die positiv sind! Sich zu verdeutlichen was im Zusammenleben mit unserem Hund alles wunderbar ist und nicht als selbstverständlich wahrzunehmen, lässt Probleme "schrumpfen" und einer Lösung optimistischer entgegenblicken. Aber auch wenn ich mich über jeden Meter näher an einen für ihn bedrohlichen Reiz, den mein Hund schafft entspannt zu bleiben, freue und das mit ihm feiere anstatt enttäuscht zu sein, dass er diesen Reiz immer noch doof findet, geht es uns beiden viel besser.

Der Fokus auf die Ressourcen deines Hundes und deiner eigenen macht euren individuellen Weg zuversichtlicher. Vergleiche deinen Hund nicht mit anderen oder einem Idealbild und auch dich selbst nicht. Wir alle haben unsere Erfahrungen, Prägungen, Stärken, Herausforderungen und unser ganz eigenes Tempo. Vielleicht möchtest du dir mal folgende Fragen stellen: Was kann dein Hund gut? Was magst du an deinem Hund? Was macht dich stolz?

Ressourcenorientiert bedeutet in jedem Verhalten, auch dem problematischen, die Ressourcen zu entdecken, um dieses Verhalten zeigen zu können. Wenn dein Hund dir beispielsweise ständig Essen irgendwo klaut, obwohl du es noch so gut versteckst, hat dein Hund eine hohe Motivation seine eigenen Ziele zu erreichen, ist dafür auch risikobereit, hat eine gute Beobachtungsgabe und "handwerkliches" Geschick das Essen trotz Versteck zu erreichen. Ist doch großartig! So ist es möglich diese Ressourcen in anderen Kontexten zu stärken und nach und nach umzulenken.

Stimmungsübertragung

Last but not least bin ich davon überzeugt, dass Hunde unsere Emotionen nicht nur wahrnehmen, sondern auch spiegeln. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Sich selbst bewusster mit den eigenen Emotionen zu beschäftigen, tut nicht nur uns sondern auch unseren Hunden und unserer Beziehung gut.

Du kennst das sicher: Du betrittst einen Raum und spürst die schlechte Stimmung und entscheidest daraufhin wie du dich verhältst oder du gehst auf ein Konzert und die Stimmung ist ausgelassen und voller Freunde und du schwingst sofort mit und es geht dir gut.

Sei offen und neugierig für deine eigenen Gefühle, lass sie da sein und überlege was dir gut tut. Wir können persönlich unglaublich wachsen, wenn wir diesen Aspekt in der Beziehung mit unseren Hunden (und nicht nur) berücksichtigen!

FREUNDSCHAFT ENTSTEHT DURCH VERTRAUEN

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“

unbekannt

Neugierig?

Hast du noch Fragen? Kontaktiere mich ganz unverbindlich per Telefon oder Mail. Ich freue mich.